Berlin, 10.10.2024 – In dem erstmals ausschließlich als Bildungsministerkonferenz tagenden Gremium (Bildungs-MK) wurden heute Empfehlungen für den Umgang mit KI besprochen. Nach dem Grundlagenpapier „Bildung in der digitalen Welt“ (2016) und dem darauf aufbauenden Ergänzungspapier „Lehren und Lernen in der digitalen Welt“ (2021) wird nun dieses Thema gesetzt. Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE), Gerhard Brand, begrüßt die fortwährende Beschäftigung des Gremiums damit: „Schule kann sich der Entwicklung von Digitalität nicht entziehen. Umso wichtiger ist es, dass hierfür Rahmen gesetzt und Leitlinien bestimmt werden. Wichtig bleibt das Bekenntnis zum Primat der Pädagogik. Digitalisierung ist kein Selbstzweck, ihr Einsatz muss einen erkennbaren Nutzen für die Schülerinnen und Schüler haben.“ Zudem lobt er die umfassende Betrachtung von Chancengerechtigkeit beim Umgang mit KI.
In der Empfehlung werden die Chancen durch den Einsatz von KI sehr ausführlich behandelt. Zu kurz kämen jedoch die Herausforderungen, so Brand weiter: „Dass es ein Potenzial für individuelle Förderung gibt und die Schülerinnen und Schüler in ihrer Selbstständigkeit gefördert werden können, wird hinreichend dargestellt. Während die konkrete Formulierung von Aufgaben unterschiedlicher Kompetenzniveaus unterstützt werden kann, müssen durch die Lehrkraft aber viel individuellere Lernwege nachvollzogen und begleitet werden. Wenn noch dazu ein ‚breit aufgestellter Katalog zeitgemäßer Prüfungsformate‘ angewendet werden soll, ist das zwar sinnvoll, um unterschiedliche Lernniveaus, Voraussetzungen und Kompetenzen zu adressieren. Es ist aber mitnichten eine Entlastung für Lehrkräfte, sondern bedarf eines noch individuelleren Blicks auf Lernwege, -fortschritte und -ergebnisse. Die Entlastung durch KI ist ein Versprechen ohne Gewähr!“
Der Bundesvorsitzende des VBE sieht außerdem, dass im Bereich der Professionalisierung von Lehrkräften vor allem die originär ausgebildeten Lehrkräfte sowie Angebote zur Fort- und Weiterbildung im Fokus sind. Die Realität an den Schulen ist aber, dass immer mehr Seiteneinsteigende zur Deckung des Lehrkräftebedarfs angestellt werden. Wie diese auf die besonderen Herausforderungen von Digitalität in der Schule und den angemessenen fachdidaktischen Einsatz vorbereitet werden, bleibt unklar.
Nicht zuletzt zeigt sich der VBE-Chef Brand, auch mit Blick auf entsprechende internationale Entwicklungen, besorgt über eine mögliche schleichende Privatisierung: „Ob ISTP (International Summit of the Teaching Profession) oder Weltlehrkräftekongress: Immer wieder berichten Länder, wie ihr Bildungssystem privatisiert wird. Deshalb müssen wir sehr genau hinschauen, wer welche Infrastruktur zu welchem Preis, seien es tatsächliche Kosten oder möglicher Datenabfluss, bereitstellt.“ Und weiter: „In anderen Ländern erstellen jetzt schon Verlage die Prüfungen und beeinflussen damit einerseits den Lehrplan und können anderseits Profit damit machen, passgenaue Förderungsangebote zu den selbsterstellten Unterrichtsinhalten bereitzustellen. Der Umgang mit KI und die Erarbeitung entsprechender Software bieten vielfältige Möglichkeiten, hoheitliche Aufgaben in private Hände zu geben. Das dürfen wir nicht zulassen.“