Laut aktuellen Zahlen des Redaktionsnetzwerks Deutschland sind in Thüringen fast neun Prozent der Schulleiterstellen unbesetzt – ein alarmierender Wert, der deutlich über dem Bundesdurchschnitt liegt. In Bayern beträgt die Quote lediglich ein Prozent. Für den tlv thüringer lehrerverband ist diese Entwicklung ein klares Zeichen für strukturelle Missstände im Bildungssystem des Freistaats.
„Die hohe Zahl unbesetzter Schulleitungsstellen ist kein Zufall, sondern das Ergebnis jahrelanger politischer Versäumnisse“, erklärt Tim Reukauf, Landesvorsitzender des tlv. „Der Beruf der Schulleitung ist in Thüringen vielfach unattraktiv: Überbordende Bürokratie, fehlende Unterstützung und mangelnde gesellschaftliche wie politische Wertschätzung prägen den Alltag.“
Eine aktuelle Umfrage des tlv, die derzeit noch in Vorbereitung des neuen Schuljahres läuft, bestätigt bereits heute die dramatische Lage:
- Nur 50 von 76 Schulen gaben an, eine regulär besetzte Schulleitung zu haben.
- In 4 Fällen ist der Schulleiter lediglich beauftragt,
- in 3 Fällen der Stellvertreter.
- 7 Schulen verfügen über gar keinen Schulleiter,
- und in 12 Fällen fehlt sogar ein Stellvertreter vollständig.
„Diese Zahlen sprechen eine klare Sprache“, so Reukauf weiter. „Wenn jede fünfte Schule ohne reguläre Leitung auskommen muss, ist das ein bildungspolitischer Notstand.“
Der tlv hat die fehlende Wertschätzung gegenüber Schulleitungen erkannt und handelt: Seit zwei Jahren organisiert der Verband ein eigenes Schulleitungssymposium, das sich gezielt den Herausforderungen und Bedürfnissen von Schulleitungen widmet. Im zweiten Veranstaltungsjahr nahm jede zehnte Schulleitung Thüringens teil – ein deutliches Zeichen für den Bedarf an Austausch und Unterstützung. Trotz mehrfacher Einladung blieb das Thüringer Bildungsministerium der Veranstaltung fern.
„Wer gute Schulen will, muss auch gute Rahmenbedingungen für deren Leitung schaffen“, betont Reukauf. „Wir brauchen endlich ein Umdenken in der Bildungspolitik – weg von kurzfristigen Sparmaßnahmen, hin zu nachhaltiger Personalentwicklung und echter Wertschätzung.“
Der tlv fordert daher:
- eine deutliche Entlastung der Schulleitungen von Verwaltungsaufgaben,
- eine angemessene Vergütung, die der Verantwortung gerecht wird,
- verbindliche Unterstützungsstrukturen, etwa durch Verwaltungsassistenz und multiprofessionelle Teams,
- sowie eine klare politische Anerkennung der Rolle von Schulleitungen als zentrale Akteure für Schulentwicklung und Qualitätssicherung.
Der tlv wird sich weiterhin mit Nachdruck für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Schulleitungen einsetzen – denn ohne starke Führung kann keine Schule stark sein.
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tlv thüringer lehrerverband
Pressekontakt: Landesvorsitzender Tim Reukauf
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