Erfurt/Düsseldorf, 08.11.2024 – Im Hinblick auf die heute Vormittag im Rahmen des Deutschen Schulleitungskongresses in Düsseldorf vorgestellten Ergebnisse einer aktuellen forsa-Studie zur Berufszufriedenheit deutscher Schulleitungen konstatiert Tim Reukauf, Landesvorsitzender des tlv thüringer lehrerverband, „erschreckende Übereinstimmungen mit dem Befinden junger Lehrerinnen und Lehrer in Thüringen.“
Das Meinungsforschungsinstitut forsa hat im Auftrag des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE Bund), dessen Landesverband der tlv ist, zwischen dem 11. September und dem 9. Oktober 2024 insgesamt 1311 Schulleitungen allgemeinbildender Schulen in ganz Deutschland befragt. Teilerhebungen für Thüringen gibt es nicht, allerdings decken sich laut Reukauf die repräsentativen Ergebnisse an vielen Stellen mit den Umfragen, die der tlv in diesem Jahr in Thüringen durchgeführt hat.
Die forsa-Studie hat unter anderem gezeigt, dass nur jede:r zweite Schulleiter:in (51 Prozent) den Beruf weiterempfehlen würde. „Als wir im September dieses Jahres junge Kolleginnen und Kollegen befragt haben, hat mehr als jede:r zweite befürchtet, den Beruf nicht bis zur Rente ausüben zu können. Und immerhin ein Viertel der befragten jungen Leute, die im Schnitt gerade einmal vier Jahre im Schuldienst waren, würde den Beruf heute nicht noch einmal wählen. Als einen der Hauptbelastungsfaktoren haben beide Befragungen die wachsende Belastung durch Verwaltungsaufgaben ermittelt. Wir sehen also: Die Sorgen der Schulleitungen spiegeln sich im Kollegium wider. Und viele junge Kolleginnen und Kollegen in Thüringen haben schon am Anfang ihres Berufslebens ähnliche Bedenken wie ihre Schulleitung.“
Lehrermangel in Thüringen gravierender als im Bundesdurchschnitt?
Die aktuelle forsa-Studie hätte zudem wichtige Ergebnisse der nur wenige Wochen zuvor durchgeführten Schulumfrage des tlv untermauert, so Reukauf weiter. „Im Juli haben uns die Thüringer Schulleitungen rückgemeldet, dass mittlerweile an zwei Dritteln aller Schulen Seiteneinsteiger arbeiten. Der bundesweite repräsentative Wert liegt bei 68 Prozent. Und auch bei den Thüringer Schulleitungen nahm im Sommer die Belastung durch zusätzliche administrative Aufgaben einen hohen Stellenwert auf der Liste der größten Probleme ein.“
Eine deutliche Schere hingegen zeige sich laut Reukauf beim Personalmangel. „Laut der forsa-Studie fehlen im Schnitt 1,2 Vollzeitlehrkräfte pro Schule. Der von uns für Thüringen errechnete Wert liegt mit 2,6 mehr als doppelt so hoch. Allerdings haben wir in unsere Berechnungen diejenigen Langzeiterkrankten sowie Personen in Elternzeit mit eingerechnet, deren Stellen nicht neu besetzt werden konnten – die also de facto auch fehlen. Uns ist nicht bekannt, ob das bei der forsa-Studie ebenfalls der Fall ist.“
Umso beruhigender, so Reukaufs Resümee, sei die hohe Motivation der Überzahl der Schulleitungen und Lehrkräfte. „Laut forsa üben mehr als 80 Prozent der Schulleiterinnen und Schulleiter in Deutschland ihren Beruf ‚sehr gern‘ oder ‚eher gern‘ aus. Und drei von vier jungen Lehrkräften hier in Thüringen würden trotz aller Probleme ihren Beruf wieder wählen, weil sie wissen, dass gute Bildung der Grundstein für alles Weitere im Leben ist. Umso wichtiger ist es daher, dass die Politik endlich bessere Bedingungen für alle in den Schulen Beschäftigten schafft.“