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tlv thüringer lehrerverband
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99096 Erfurt

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verschiedene Smileys auf Papier
Quelle: Tumisu / Pixabay

tlv-Umfrage zum Schuljahresauftakt 2025/26 zeigt: Lehrkräfte starten mit Sorge ins neue Schuljahr

Erfurt, 8. August 2025 – Zum Start des neuen Schuljahres am 11.08.2025 legt der tlv thüringer lehrerverband die Ergebnisse einer aktuellen landesweiten Umfrage unter pädagogischen Fachkräften vor. Die Rückmeldungen zeigen deutlich: Die Belastung im Schul- und Hortbereich ist hoch – und die Erwartungen an die Politik sind klar. Die Stimmung zum Schuljahresauftakt ist von Sorgen, Überlastung und Kritik an strukturellen Rahmenbedingungen geprägt.

Die Umfrage fand vom 29.07.2025 bis 07.08.2025 statt. An der Schulleitungsumfrage nahmen 115 Schulleitungen von 798 staatlichen Schulen statt. Dies entspricht einem Prozentsatz von 14,4 Prozent. Die Umfrage ist nicht repräsentativ, spiegelt seit vielen Jahren aber ein Bild der Basis wider.

Erstmals fand neben der Schulleitungsumfrage auch eine Befragung aller Mitglieder im gleichen Zeitraum teil.

 

„Die beste Werbung, um Akteure von morgen zu überzeugen, ist eine deutliche Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Akteure von heute“, betont Tim Reukauf, Landesvorsitzender des tlv. „Wer gute Bildung will, muss gute Arbeitsbedingungen schaffen.“

 

Zentrale Ergebnisse der Umfrage:

Im Hortbereich:

  • Freiwillige Erhöhung des Beschäftigungsumfangs ermöglichen
  • Klare Regelung: keine Lehrbefähigung – kein Unterricht
  • Honorierung des Mehraufwands, wenn mehr Kinder betreut oder mehr Arbeitszeit geleistet wird
  • Stärkung der Hortkoordinatoren – finanziell, zeitlich und strukturell

 

Im Schulbereich:

  • Bürokratieabbau durch den Einsatz von Schulverwaltungsassistenten an jeder Schule
  • Anerkennung zusätzlicher Aufgaben durch Anrechnungsstunden
  • Stärkung der Schulleitungen
  • Aufbau multiprofessioneller Teams und Förderung schulischer Vernetzung
  • Schulleitungen und Lehrkräfte schauen kritisch bis pessimistisch auf das neue Schuljahr. Auf einer Skala von 1 „total entspannt“ bis 10 „extrem besorgt“ geben Schulleitungen im Schnitt eine 5,9 | Lehrkräfte eine 5,8.
  • Sorge vor Radikalisierung und Politisierung: Mit einem Durchschnittswert von 5,2 zeigt sich eine deutliche Besorgnis über gesellschaftliche Entwicklungen, die auch in den Schulalltag hineinwirken.
  • Bewertung des Schulkonto-Konzepts: Die durchschnittliche Bewertung liegt bei 4,2 – viele Rückmeldungen kritisieren den hohen bürokratischen Aufwand und die fehlende Praxistauglichkeit.
  • Vorbereitungen des Bildungsministeriums: Mit einer Durchschnittsnote von 3,7 fällt das Urteil der Lehrkräfte verhalten bis kritisch aus.

„Die Rückmeldungen zeigen: Es braucht endlich konkrete Maßnahmen statt leerer Versprechen“, so Reukauf weiter. Der tlv fordert das Thüringer Bildungsministerium auf, die Ergebnisse der Umfrage ernst zu nehmen und gemeinsam mit den Akteuren vor Ort tragfähige Lösungen zu entwickeln.

Was bewegt die Schulleitungen besonders?

Die häufigsten Nennungen in der offenen Frage „Worüber machen Sie sich derzeit am meisten Gedanken?“ waren:

  • Zunehmende administrative Belastung (82 x)
  • Personalmangel und Unterrichtsausfall (78 x)
  • Mangelnde Entlastung durch multiprofessionelle Teams (36 x)
  • Mangelnde Unterstützung durch Schulämter und Ministerium (30 x)
  • Schlechter baulicher Zustand der Schulen (28 x)
  • Schulische Gewalt (26 x)
  • Sprachbarrieren und Herausforderungen durch Migration (23 x)

Die Schulleitungen kritisieren weiterhin die Kommunikationspraxis des Bildungsministeriums. So wurde beispielsweise die ab kommendem Schuljahr gültige Schulordnung erst am Donnerstag, zwei Tage vor Schulbeginn, per Mitteilungsmodul an die Schulleitungen versendet und auf der Seite des TMBWK aktualisiert. Ähnlich verhält es sich mit dem Schreiben zum Umgang mit privaten digitalen Endgeräten, welches ebenfalls am Donnerstag vor Schulbeginn die Schulen erreichte.

Besetzung Schulleitungsstellen

Nur 64 Prozent der Umfrageteilnehmer gaben an, dass das Schulleitungsteam vollständig besetzt ist. Bei 7 % existiert kein Schulleiter, bei 13 % kein Stellvertreter. Bei den verbleibenden 16 Prozent der Schulen ist der Schulleiter oder der Stellvertreter lediglich mit den Aufgaben beauftragt.

Personalmangel bleibt zentrales Problem

Wie in den Vorjahren hat der tlv auch zum Schuljahresbeginn 2025/2026 die Schulleitungen im Land befragt und eine eigene Berechnung zum tatsächlichen Personalbedarf durchgeführt. Die Ergebnisse sind alarmierend: In vielen Schulen fehlen Lehrkräfte, pädagogisches Fachpersonal und Unterstützungskräfte – teils in erheblichem Umfang.

Frage: Wie viele Kollegen haben Ihre Schule am Ende des Schuljahres verlassen?

Im Schnitt 1,9 (2,2) Kollegen haben die Schule verlassen – davon 1,0 altersbedingt. (Vorjahr)

Frage: Wie viele Kollegen werden zum Beginn des neuen Schuljahres unbefristet den Dienst an Ihrer Schule aufnehmen?

Im Schnitt 0,9 (1,3) Kollegen werden unbefristet eingestellt.

Frage: Wie viele Kollegen werden zum Beginn des neuen Schuljahres befristet den Dienst an Ihrer Schule aufnehmen?

Im Schnitt 0,6 (0,6) Kollegen werden befristet eingestellt.

Frage: Wie viele Kollegen an Ihrer Schule sind derzeit langzeiterkrankt?

Im Schnitt 1,2 (1,1) Kollegen sind langzeitkrank.

Frage: Wie viele Kollegen an Ihrer Schule sind derzeit in Mutterschutz oder Elternzeit?

Im Schnitt 0,9 (1,2) Kollegen befinden sich in Elternzeit/Mutterschutz.

Fazit:

1,9 + 1,2 + 0,9 = 4 Kollegen, die die Schule verlassen haben oder langzeitkrank oder in Elternzeit/Mutterschutz sind.

0,9 + 0,6 = 1,5 Kollegen, die befristet oder unbefristet anfangen.

Dies ergibt eine Lücke von 2,5 Kollegen im Schnitt pro Schule. Der Wert im Vorjahr lag bei 2,6.

Hochgerechnet auf die 800 staatlichen Schulen in Thüringen heißt das:

De facto fehlen nach wie vor circa 2.000 Lehrer.

Tim Reukauf, Landesvorsitzender des tlv, kommentiert:
„Die Ergebnisse zeigen deutlich, dass die Lehrkräfte in Thüringen unter enormem Druck stehen. Die strukturellen Probleme sind nicht neu – aber sie verschärfen sich. Wir fordern endlich wirksame Maßnahmen zur Entlastung der Schulen und eine Bildungspolitik, die sich an der Realität orientiert.“

Umfrageergebisse:
Umfrage Schulleitungen
Umfrage tlv-Mitglieder

Pressekontakt:
0361 – 30 25 26 35
presse@tlv.de

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